Fachwerkfassade renovieren
Fassaden Sanierung eines Fachwerkhauses in Miltenberg
Juli/September 2023
Dokumentation
Erstellt von Werner Reuling
Renovierung vom 28.Juni bis 02.September 2023
Verwendete Materialien
Farbe für Holz
Selbst angesetzt, da die Farbtöne der Befunde nicht im Handel erhältlich waren.
Standöl 90 P, orig. DEXED Biobasis, Algin Chemie e.K. Ulrich von der Heide
Leinölfirnis für den Außenbereich, Dictum GmbH
Sikkativ für Leinölfarben Nr. 810092/Dictum GmbH
Reines Balsamterpentinöl, Fa. Gerstaecker/Dictum GmbH
Farbpigment Zinnober, Fa. Gerstaecker
Farbpigment Englischrot, Fa. Gerstaecker
Farbpigment Brillantorange, Fa. Gerstaecker
Künstlerpigment Synus Zitronengelb, Fa. Gerstaecker
Farbpigment Echtgrün dunkel, Fa. Kalk-Laden Frauenzimmern
Rezepturen der Holzfarben, verwendete Farben u. Materialien
Grundierung des Fachwerks: Halböl, Leinölfirnis und Balsamterpentinöl im Verhältnis 1:1.
Rot: 4 Teile Zinnober 1 Teil Englischrot, 2500 ml Leinölfirnis, 250 ml Standöl über Nacht einsumpfen lassen. Am Tag der Verarbeitung 2 Teelöffel Sikativ je Liter gut unterrühren.
Orange: 300 Gramm Brillantorange, 200 Gramm Synus Zitronengelb, 400 ml Leinölfirnis, 50 ml Standöl. Am Tag der Verarbeitung 1 Teelöffel Sikativ je ½ Liter gut einrühren.
Grün: 580 Gramm Echtgrün, 500 ml Leinölfirnis, 50 ml Standöl, am Tag der Verarbeitung 1 Teelöffel Sikativ einrühren.
Farbe für Windbrett der rechten u. linken Seite
Sundo Aschaffenburg, Histolith Leinölfarbe, Transparent getönt im Farbton 33 11 37, 3D-System Plus Magma 5.
Farbe für Ausfachungen und Flächen
Redstone Silikat Grundierung, lösemittelfrei.
Laier Silikat Fassadenfarbe, H warmweiss.
Füllstoff für Holzfehlstellen und Ersatz für Schadhaftes Holz
Holz.
Histolith Sanopas Holzrisspaste, Caparol.
Eigener Füllstoff: Lehm, Leinöl, Balsamterpentinöl, Quarzsand (nur für die Profilschräge, Abb. 30-35)
Molto Holzreparaturspachtel wetterbeständig: Vinylacetatpolymerdispersion, Wasser , Quarzsand u.a. Zum Schließen feiner Risse an den Übergängen des eingesetzten Holzes, da keine Schraubzwingen angesetzt werden konnten.
Füllstoff für Gefache und Fläche
Claytec Lehmputz-Unterputz mit Stroh, trocken, Sand 0-2 mm, Stroh 30 mm.
Claytes Lehmputz Minerale 20 trocken, Sand 0-2,8 mm.
Gitter und Gewebe.
Sanierungschronologie
Gerüstaufbau
Aufbau des Gerüstes, Abb. 1.
Anbringung der Schutznetze am Gerüst, Abb. 2.
Reinigung, Vorarbeit
Reinigung der Fassade mittels Dampfstrahler, Ausfachungen mit leichterer Druckeinstellung, Abb. 3, 4.
Demontage der Fallrohre rechts und links, Anbringung der Dachrinnenschläuche, Abb. 5.
Nach der Trocknung wurden die Ausfachungen per Hand mit einer Kardätsche mit Messingborsten abgebürstet.
Das Fachwerk maschinell mit breiter Messingwalze gebürstet und zur besseren Ölaufnahme mit Korn 80 angeschliffen (Schleifbürste).
Restaurierung des Fachwerks und des Schnitzzierwerkes
Entfernung der alten mangelhaften „Restaurierungen“ teils mit sehr viel Silikon, Abb. 6.
Schließen der Risse und Erneuerungen von schadhaften/fauligem Holz mit Eichenholz, Abb. 7-15.
Anpassung durch Schnitzen einer Maserung der neu eingesetzten Teile sowie früherer eingesetzter Holzteile ohne Alterungsspuren, Abb. 16, 17.
Kleinere Fehlstehlen/Risse wurden mit der Leinöl Holzpaste Histolith Sanopas und eingelegtem Holz geschlossen.
Vergoldung der Sonne in der Giebelspitze
Schaffung eines geeigneten Untergrundes für die Glanzvergoldung.
2-maliges grundieren/Holzgrundierung für außen, Abb. 21.
1-maliger Anstrich/Ölfarbe gelber Farbton, Abb. 22.
Vergoldung mit Kölner Instacoll System, Transfergold, 23,75 Karat, Abb. 20, 23, 24, 25, 26.
Schutzvorkehrungen
Abkleben der Fenster, Abb. 28, 29.
Abkleben der gefährdeten Bauteile der Nachbarschaft.
Abkleben der Sandsteinfassade, Abb. 27.
Schutzvlies für Boden und Eingang.
Anbringung von Schutzvlies am Gerüst, wegen zu starker Sonneneinstrahlung.
Bearbeitung der Wasserablaufschräge/Restaurierung Schutzblech über dem Profilbalken
Statt wie geplant (und auch genehmigt) Bleche über den Profilbalken zu montieren, wurden die Schrägen über den Profilen mit einer Lehmspachtelmasse und Quarzsand und Stellenweise Molto Holz Reparaturspachtel restauriert.
Entfernung der alten Lehmglätte, welche starke Auflösung zeigte, und sich bereits Fäulnis bildete Abb. 30, 31, 32.
2-maliges Glätten der Fläche mit Lehmspachtel, statt der Ausführung mit Zinkblech, Abb. 33, 34, 35.
Entfernung des alten Anstriches des vorhandenen Zink-Schutzbleches über dem Profilbalken, Abb. 36.
Reinigung mit Ammoniaklösung, Grundierung mit Zinkgrundierung u. neuer, 2-facher Anstrich, Abb. 37.
Bearbeitung der Ausfachung
Grundieren mit Silikat Grundierung.
Verputzen der fehlerhaften Ausfachung mit eingesetztem Gitter und Vlies, Abb. 38, 40.
Anstrich des Fachwerks
Grundierung: auftragen von Halböl und einreiben mittels Pinsel, nach 15-20 Minuten mit einem fusselfreien Tuch das nicht eingezogene Öl abgenommen. Der Auftrag erfolgte vor allen Holz- und Histolith Restaurierungsarbeiten.
Voranstrich: erster Anstrich, dünn und gleichmäßig aufgetragen.
Endanstrich: nach einwöchiger Trocknung, Abb. 47, 48, 49.
Weitere Bearbeitung der Ausfachungen
2-maliges Streichen, Abb. 39, 40.
Anlegen der Begleitstriche, Abb. 47, 48, 49.
Anstrich des Zierfachwerks und der Schnitzteile
2-maliger Anstrich mit 3-tägiger Trocknungszeit, Abb. 45, 46.
Anbringung der Datierung 1480
Welche vor der Sanierung kopiert wurde, Abb. 50, 51.
Streichen der nördlichen Hauswand/ Windbrett mittels Hebebühne/Rissfüllung
Grundierung und 2-facher Anstrich der nördlichen Haus-, Eingangs- u. Zwingerwand, Abb. 52, 53, 54.
Streichen des Windbrettes mit Histolith Sonderfarbe, siehe Farbe Windbrett.
Reinigung u. Konservierung (2x Halböl, dazwischen 3 Trocknungstage), Abb. 55, 56.
Gerüstabbau
Reinigung der Baustelle.
Dokumentation
Bildbearbeitung.
Erstellung einer Dokumentation und Abschrift/PC Übertragung des Bau Stundenkalenders.
Sonstiges
Ursprünglich war eine 3-monatige Sanierungszeit geplant und auch von der Stadt Miltenberg genehmigt.
Es war geplant, zwischen jeden Anstrichen eine 7-tägige Trockenpause einzulegen.
Während der Sanierung sprach Herr Johannes Faust (Brauhaus Faust) den Wunsch aus, dass die Sanierung bis 4.9.23- also knappe 4 Wochen früher abgeschlossen sein sollten/müssten. Als Grund nannte er einen Austausch einer defekten Kühlanlage, welche eine Kranstellung in der Löwengasse erfordert.
Selbstverständlich war uns seine Notsituation bewusst und wir: erhöhten die Sikkativzugabe, verkürzten die Trockenzeiten auf 3-5 Tage, Arbeiteten auch an Samstagen und Sonntagen (ruhige Streich- u. Vorarbeiten) und beauftragten für die Sanierung der nördlichen Hauswand eine Firma, welche aus Zeitgründen kein Gerüst stellen konnte und die Arbeiten mit einer Hebebühne ausführte.
So gelang es tatsächlich die Arbeiten rechtzeitig abzuschließen.
Abschließend aber, sollte doch erwähnt sein, dass die geringeren Trockenzeiten, sowie die Zugabe einer erhöhten Menge Sikkativ zum Nachteil der Qualität der ausgeführten Arbeiten zu Buche schlagen.
Auch ist zu berücksichtigen, dass wegen der extrem starken und anhaltenden Hitze während der Sanierungszeit, der Arbeits- und Zeitaufwand enorm aufwendiger wurde.
Der nachfolgende Bildteil zeigt beispielhaft die Arbeitsschritte, den Zustand vor, während und nach der Restaurierung auf.
Der Bildteil zur Dokumentation erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, er zeigt Beispiele auf.
63897 Miltenberg, den 09.09.2023
Werner Reuling u. Melanie Metzger
Bildteil zur Dokumentation, Sanierung des Fachwerkhauses in Miltenberg Löwengasse 1, ehemaliges Judenbad/Mikwe
Abb. 1: Gerüstaufbau. Abb. 2: Anbringung der Schutznetze.
Abb. 3: Zustand vor der Reinigung. Abb. 4: Links vor, rechts nach der Reinigung.
Abb. 5: Demontage der Fallrohre u. Anbringung des Abwasserschlauches.
Abb. 6: Entfernung alter "Restaurierungen". Abb. 7, 8: Beispiel, offene Risse vor und nach der Restaurierung.
Abb. 9-11: Größere Altschäden, meist an den Ecken der Profilbalken, da das Wasser von der HIrnholzseite besser eindringen konnte. Da keine ausreichende Pressmöglichkeit beim Einsetzen des Holzes gegeben war, wurden die Kontaktstellen mit Holzspachtel verdichtet.
Abb. 12, 13: Entfernung des faulen Holzes bis zu gesunden Bestand. Einpassen und Anpassen der Holzstruktur an das Umfeld.
Abb. 14, 15: Ersetzen der schadhaften Stelle, südlicher Eckbalken. Die beschädigte Fläche zeigte ca. 20 mm tiefe Brandspuren.
Abb. 16, 17: Beispiel einer Anpassung der Holzstruktur (geschnitzt) bei neu eingesetztem Holz. Rechts, nördliche Profilkopfseite, Links, Profil südliche Seite, unterhalb des alten Regenblechs.
Abb. 18, 19, 20: Sonne im Giebel, vor und nach der Restaurierung.
Abb. 21, 22, 23: Nach dem Auftrag der 2-fachen Grundierung u. dem wetterfesten Öl-Lack kann vergoldet werden.
Abb. 24, 25, 26: Arbeitsfotos während der Glanzvergoldung mit dem Kölner Instacoll System.
Abb. 27, 28, 29: Materialschutz durch Abkleben.
Abb. 30, 31, 32: Zustand der Ablaufschrägen über den Profilbalken. Die bei der letzten Renovierung verwendete Lehmglätte (Lehm, Leinöl u. Stroh) zeigt starke Mängel/Risse und aufsteigende Schollen, darunter ist das Holz bereits leicht angefault.
Abb. 33,34,35: Beispiele der Wasser Ablaufschräge über den Profilbalken nach der Restaurierung statt der geplanten Anbringung von Zinkblechen.
Abb. 36: Entfernen des alten Anstriches. Abb. 37: Nach der Grundierung u. 2-fachem Endanstrich.
Abb. 38: Vor der Renovierung. Abb. 39: Nach der Renovierung.
Abb. 40: Vor der Renovierung. Abb. 41: Nach der Renovierung.
Abb. 42: Schnitzwerk vor der Renovierung. Abb. 43: Schnitzwerk nach der Renovierung.
Abb. 44: Vor der Renovierung. Abb. 45, 46: Nach der Renovierung u. 2-fachen Endanstrich.
Abb. 47, 48, 49: Nach 2-fachen Anstrich und Anbringung der Beistriche.
Abb. 50, 51: Anbringung der Jahreszahl 1480 (ältester dendrochronologischer Befund) nach vorheriger 1:1 Abnahme.
Abb. 52, 53, 54: Reinigen, Grundieren und 2-faches Streichen der nördlichen Haus-, der Eingangs- u. der Zwingerwand.
Abb. 55, 56: Montage, Reinigung u. Konservierung (Halböl, 2-facher Auftrag) der Fallrohre.
Abb. 57, 58: Vorbereitung und Anbringung der Heiligen Elisabeth nach der Restaurierung. Die Figur wurde zu Ehren von Elisabeth Reuling, an ihrem 93. Geburtstag 2023 angebracht.
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