Miltenberger Persönlichkeiten, Bischof v. Hauck

Veröffentlicht am 31. Mai 2024 um 16:45

Warum schreibe ich ausgerechnet diesen Blog?

Johannes Jacobus von Hauck ist ein Urahn meiner Familie, denn die Mutter meines Vaters Eugen Reuling, Agathe Reuling, (1906-1977) war eine geborene Hauck.

Erzbischof Johannes Jacobus Ritter von Hauck

Bischof von Bamberg

1861 - 1943

22.12.1861

als 5. Kind des Miltenberger Stadtkämmerers Karl Hauck und dessen Ehefrau Johanna1, geb. Lang, in Miltenberg geboren. Sein Geburtshaus liegt im Schwarzviertel,  heute Hauptstraße 209 (siehe Bild). 

ab 1867

Grundschule2 (seinerzeit noch 3 Jahre) und Besuch der 4-klassigen Leiteinschule (in den Räumen des Franziskaner Klosters). Jacob durfte aufgrund seiner vorzüglichen Noten die dritte Klasse überspringen und von der zweiten unmittelbar in die vierte wechseln- allerdings wurde gerade ein fünftes Schuljahr angegliedert. In dieser Zeit kam wieder einmal der Bischof von Würzburg zur Firmung ins Städtchen Miltenberg. Der Pfarrer stellte ihm den  Schüler der  vierten Lateinklasse Jacob Hauck vor und wusste manches so kräftige Lob über ihn, dass der hochwürdigste Herr ihm die Aufnahme ins Knabenseminar, das Kilianeum, zusagte, wenn er nur die Aufnahmeprüfung bestünde.  Welche Jacob natürlich mühelos bestand.

um 1869

Umzug der Familie in das neu erbaute Haus in Miltenberg Nord (heutige Steingässer Villa).

ab 1871

Kilianeum Würzburg.

1880 - 1884

Theologische Fakultät der Würzburger Universität.

1884

Priesterweihe, obwohl das vorgeschriebene Weihealter noch nicht erreicht, erhielt Hauck von Rom Dispens.

05.08.1884

feierte der Neupriester Hauck in Miltenberg sein erstes Heiliges Messopfer.

1884

Erstes Anstellungsdekret, Kaplan nach Obertheres.

1885

Zweites Anstellungsdekret, Kaplan nach Mellrichstadt.

1886

Drittes Anstellungsdekret, Kaplan nach Eltmann.

1886 - 1891

Ernennung zum zweiten Präfekten des Studienseminars Aschaffenburg.

1891

Ernennung zum ersten Präfekten des Studienseminars Aschaffenburg.

1893

Ernennung zum Religionsprofessor am Alten Gymnasium Bamberg.

1902

Zugleich Dekan des Dekanats Neukirchen an der Saale.

1898 - 1912

Anstellungsdekret, Pfarrer der Pfarrei St. Elisabeth in Nürnberg.

1909

Königlich Geistlicher Rat.

04.05.1912

Berufung zum Erzbischof von Bamberg.

25.07.1912

Bischofsweihe.

1920 - 1924

Zugleich Apostolischer Administrator des Bistums Würzburg.

02.05.1921

Mit Beschluss des Stadtrats erhielt Dr. Jacobus von Hauck das Ehrenbürgerrecht der Stadt Miltenberg.

1937

25-jähriges Bischofsjubiläum.

23.01.1943

Todestag von Johannes Jacobus von Hauck, seine Grabstätte befindet sich im Dom zu Bamberg3.

1 Bezugnehmend auf den 1866 Krieg ist in der Festschrift „25 Jahre Erzbischof“ zu lesen: Dann kamen den Main Schiffe herunter, legten an und brachten verwundete und kranke Soldaten. Unter den Frauen, die sie auf den Schiffen pflegten, war auch die Frau Stadtkämmerer, Johanna Hauck. Mit den Soldaten hatte sich aber die Cholera eingefunden, die unersättlich war, sich mit den Soldaten alleine nicht zufrieden gab, sondern auch auf die pflegenden Frauen übergriff. Da ging denn bald der Tod durch Miltenberg, dass ganze Häuser völlig ausstarben und Todesfälle in großer Zahl Tag um Tag die Regel waren. Unter den Opfern war auch die Frau des Stadtkämmerers.

2 Der Leiter der Schule war der Großoheim (veraltet für Bruder der eigenen Mutter/Onkel mütterlicherseits) von der Mutter Seite, der Rektor Johann Lang (Großvater des Miltenberger Geigenbaumeisters Hellmut Lang), damals bereits ein ehrwürdiger Greis, hochgeachtet von der ganzen Stadt.

3An östlichen Pfeilern befindet sich das Grabmal des Erzbischofs Jacobus von Hauck. Es wurde von dem Bildhauer Prof. Josef Henselmann, dem Professor der bildenden Künste in München 1954 geschaffen. Die Grablege befindet sich unter einem beschrifteten Stein diagonal gegenüber an der nördlichen Außenwand. Das Grabmal ist aus Eltmanner grobkörnigen, quarzreichen Schiffersandstein geschaffen.

Das Geburtshaus in Miltenberg, heute Hauptstraße 209

Exzell. Dr. Jacobus von Hauck, Erzbischof von Bamberg

Exzell. Dr. Jacobus von Hauck, Erzbischof von Bamberg

Der Erzbischof von Hauck ala Vierjähriger

Der Vierjährige mit Vater, Mutter u. Großoheim Lang 1865

Elternhaus von Erzbischof von Hauck in Miltenberg

Das neue Elternhaus über dem Main

Silbermedaille Erzbischof Jacobus von Hauck

Seltene Silbermedaille, Bistum Bamberg. Johann Jacob von Hauck.

Silber mattiert, geprägt 1915 bei Pöllath Schrabenhausen.

VS: IACOBVS ARCHIEPISCOP´VS / BAMBERGENSIS

Rückseite Silbermedaille 1915, Erzbischof Jacobus von Hauck

RS: Vierfeldiges Wappen, darüber Mitra, Kreuz und Krummstab- oben Kardinalshut. 

MAY IOS HEILMAIER 1915

Durchmesser 32,20 mm, Gewicht 14,33 g

Bild rechts: Noch nie sah der Domplatz solche Menschenmassen, ca. 70000 Festteilnehmer waren aus allen Teilen der Erzdiözese zusammengeströmt.

Die Kind- und Schulzeit in Miltenberg

 

Auszüge aus: 25 Jahre Erzbischof, Festschrift zum Silbernen Bischofsjubiläum, Sr. Exzellenz des Hochwürdigen Herrn Erzbischof von Bamberg, Dr. Jacobus Ritter von Hauck. Im Auftrag des Metropolitankapitels Bamberg, herausgegeben von Monsignore Georg Meixner Direktor des St. Otto-Verlages in Bamberg. Verlag und Druck: St. Otto-Verlag Bamberg 1937

Johannes Jacobus Ritter von Hauck, Erzbischof von Bamberg, ist am 22. Dezember 1861 in Miltenberg am Main geboren.

Der Vater, Karl Hauck, war zur Zeit der Geburt seines ältesten Sohnes Stadtkämmerer in Miltenberg. Wären nur immer ruhige Zeiten gewesen, dann wäre auch seine Arbeit in gleichmäßigen Bahnen geblieben. Aber damals war noch die Zeit, in der die Kriege rücksichtslos auch durch deutsche Gaue marschierten, Und wenn der von 1866 auch der allerletzte dieser bitteren Art sein sollte, er zog sich doch gerade den Main hinauf, so dass es noch in den Gassen von Miltenberg vor den Augen der Bürger kleine Scharmützel gab.

Im Vaterhaus (heute Hauptstr. 209) führten damals ein paar Tage lang sechs hohe Offiziere der Feindesseite ein wenig freundliches Regiment. Aber der Herr Stadtkämmerer hatte die Rechte der Stadt Miltenberg wahrzunehmen und konnte sich nicht so, wie es gut gewesen wäre, zu Hause umtun. So wollte denn die Mutter wenigstens die drei Kinder in Sicherheit wissen und brachte sie über die Berge nach Monbrunn zu bekannten. Dort blieben sie aber nur eine Nacht; denn der Vater wollte in solchen Zeiten doch lieber die Kinder in seiner Nähe wissen.

Dann kamen den Main Schiffe herunter, legten an und brachten verwundete und kranke Soldaten. Unter den Frauen, die sie auf den Schiffen pflegten, war auch die Frau Stadtkämmerer, Johanna Hauck. Mit den Soldaten hatte sich aber die Cholera eingefunden, die unersättlich war, sich mit den Soldaten alleine nicht zufrieden gab, sondern auch auf die pflegenden Frauen übergriff. Da ging denn bald der Tod durch Miltenberg, dass ganze Häuser völlig ausstarben und Todesfälle in großer Zahl Tag um Tag die Regel waren. Unter den Opfern war auch die Frau des Stadtkämmerers. Der kleine Jakob glaubte, weil sie nun so ruhig dalag, sie schlafe und hat ihre Hand gefasst, um sie zu wecken. Aber da war die Mutter schon tot. Ihr Testament an den Gatten war gewesen: „Erziehe unsere Kinder gut.“ Und der Vater und auch die zweite Mutter, die ebenfalls eine ausgezeichnete Frau war, haben wahrlich ihr Bestes getan. Sie durften zwei Söhne am Altar und der Vater den einen sogar noch kurz vor seinem Tod als Erzbischof sehen.

Als endlich die Seuche erloschen war, begann für das Städtlein wieder der Alltag. Und der bedeutete für den kleinen Jakob bald die Schule. Ihr Leiter war der Großoheim von der Mutter Seite, der Rektor Johann Lang, damals bereits ein ehrwürdiger Greis, hochgeachtet von der ganzen Stadt. Die Lehrer gaben ihr Bestes. Mochte das junge Völklein auch noch so lebhaft sein, sie wussten Zucht zu halten und waren nicht zuletzt darauf bedacht, dass der Religionsunterricht zu seinem Rechte kam. Sie gingen auch selber mit dem guten Beispiel voran und führten die Klassen Tag für Tag in die Kirche. Nur die Zeit des Franzosenkrieges von 1870/71 mit ihrer vaterländischen Begeisterung, die immer wieder durch neue Erfolge zu hohen Wogen emporgetrieben wurde, konnte die strenggehütete Schulordnung sprengen; denn auch die Jugend wollte die Siege in ihrer Art feiern. Besonders die Turkos (außereuropäische Truppen) taten es damals der Phantasie der Knaben an und, wenn sie auch nicht um ihre Meinung gefragt wurden, so waren sie doch ganz einverstanden, dass man im Städtchen den sauren Wein vom Jahre 1871 „Turko“ taufte. Während des Krieges aber mussten die Lehrer nicht selten in irgendeiner langweiligen Rechenstunde von viel interessanteren Siegen berichten. Und als gar Napoleon gefangen wurde und deswegen schulfrei war, ist der Volksschüler Jakob Hauck mit seinen Kameraden durch die Straßen von Miltenberg gezogen und hat mit ihnen im Chor geschrien: „Sie hewe nen, sie hewe nen.“ (Sie haben ihn.) Abends hat dann der Vater ein Freudenfeuer angezündet und, während von überall her die Böller krachten, wurde eine ausgestopfte Strohpuppe als Napoleon verbrannt.

Bald nach dem Krieg zog man über den Main in das Haus, das dort der Vater neu gebaut hatte. Weil es noch keine Brücke gab, musste man in das Städtchen zur Schule und Kirche mit dem Kahn fahren, den die Knaben bald allein zu lenken wussten. Sie waren geschickt und noch kühner als der Bootsmann mit seiner Kleinfähre. Wenn der bei Sturm und Hochwasser seine Fähre nur noch fester ans Ufer kettete, stießen sie ins Wasser hinaus und, mochten die Leute auch die Hände über den Kopf zusammenschlagen und den schlimmsten Ausgang prophezeien oder gar der Fährmann vom „Ersaufen“ reden, nie hat es ein Unglück gegeben. Sie waren auch nicht die Letzten bei den Spielen im Wald und haben beim „Räuberles und Soldateles“ dort mit Begeisterung ihren Mann gestellt. Aber es war die Tante, die einen an manchem Nachmittag gerade bei dem schönsten Wetter mit zum Engelberg hinaufnahm und auf jeder Stufe ein Ave mit den Kindern betete, dass es drei Rosenkränze wurden, bis man ganz oben bei der Maria-Hilf-Kapelle war, und die es gar nicht merken wollte, dass man nun lieber ein wenig durch den Wald gejagt wäre, als gleich auf dem kürzesten Weg in die Klosterkirche zu gehen. Und es war da der Großoheim, der Herr Rektor Johann Lang, der einen für manche Stunde festhielt und lateinische Formeln wissen wollte, die man von ihm zum Lernen aufbekommen hatte. Denn man sollte nun in die damals noch vierklassige Lateinschule des Städtchens die Aufnahmeprüfung machen und sich dabei auch schon über lateinische Kenntnisse ausweisen. Und es war auch noch der Vater, der einen ans Klavier setzte, einige erste Anweisungen gab, fleißig üben ließ und meisten nur dann eingriff, wenn Misstöne sein Gehör beleidigten. Jakob machte in beiden Fortschritte, dass er sich schon bei der allerersten Maifeier der Lateinschule vierhändig mit dem Vater vorspielen durfte. Es geschah das zwar mit großer Angst und vielem Herzklopfen, aber auch so gut, dass mit dem Beifall nicht gespart wurde.

Fünfzehn waren es, die mit Jakob in die Lateinschule eintraten. Nur zwei von ihnen kamen ungehindert bis zum Absolutorium. Der andere war Richard Ruf, der nun längst als würdiger Pfarrer das Zeitliche gesegnet hat. Der Unterricht in den alten Sprachen war damals in Miltenberg sehr gut. Das Griechische lernte man noch aus dem „alten Buttmann“ einer Grammatik so dick und gründlich, wie sie die heutige Jugend nicht mehr bewältigen könnte. Viel tat man auch in Geographie und man übte sich vor allem fleißig im Zeichnen von Landkarten.

70000 Besucher beim Festgottesdienst Bamberg 1912

An den Sonntagmorgen versammelten sich alle Schüler in einem Klassenzimmer, wo dann der Religionslehrer eine Ansprache, „die Exhortation“, (Ermahnung) hielt. Hernach ging es im Zug gemeinsam zum Gottesdienst, in die Klosterkirche der Franziskaner; denn auch die Lateinschule war in einigen Räumen ihres Klosters untergebracht. Hier liegen denn die ersten Anfänge einer Freundschaft mit dem Franziskanerorden, die auch der Priester und Bischof ihm in Treue gehalten hat.

Jakob hatte in den Lernjahren fast ständig den ersten Platz inne. Einmal aber wurde doch für kurze Zeit das Weiterstudium in Frage gestellt. Das war in der zweiten Lateinklasse, als ein Stuttgarter Eisenhändler den Knaben gar zu gern als Lehrling in sein Kontor eingestellt hätte und dem Vater großen Reichtum in die Zukunft malte, dass dieser, weil er so gar wenig wohlhabend war, sich die Sache doch ernstlich überlegte. Aber, wenn der Knabe auch sonst folgsam und lenksam war, hier wehrte er sich mit allen Kräften, weil ihm damals schon das Priesterwerden heißeste Sehnsucht war.

So durfte er wieder weiter über den Main hinüber zur Lateinschule fahren und durfte, als dieser ein fünftes Schuljahr angegliedert wurde, sogar die dritte Klasse überspringen und von der zweiten unmittelbar in die vierte übersiedeln.

Dann kam wieder der Bischof von Würzburg zur Firmung ins Städtchen. Der Pfarrer stellte ihm den Schüler der vierten Lateinklasse Jakob Hauck vor und wusste manches so kräftige Lob über ihn, dass der hochwürdige Herr ihm die Aufnahme ins Knabenseminar, das Kilianeum, zusagte, wenn er nur die Aufnahmeprüfung bestünde.

Wegen dieses Examens schien sich wenigstens der Vater keine sonderliche Sorge zu machen. Denn er ging mit seinem Sohn nicht auf dem nächsten Weg ins Kilianeum, sondern fuhr mit ihm – und damals betrat der Knabe zu ersten Mal die Stadt, in der er später als Bischof residieren sollte – nach Bamberg und nach Vierzehnheiligen und von dort zum Bruder, dem Bezirksamtmann in Scheinfeld. Hernach bestand man, trotz  eines durch das Verdienst des Oheims (Onkels) verdorbenen Magens, mühelos die Aufnahmeprüfung in die fünfte Klasse und wurde von Rengens Emmerich im Kilianeum empfangen, dem auf die Frage an den Knaben, ob er Priester werden wolle, der Subregens Göpfert die Antwort gab: „Der wird einmal Bischof.“ Merkwürdig, dass dann der gleiche Göpfert, nunmehr längst hochangesehener Erzbischof die Urkunde des Ehrendoktorates der theologischen Fakultät Würzburg überbrachte.

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